Freitag, 20. April 2012

Pfiat di God, Frau Pfarrer!

Benedikt spricht bewusst in seiner Gründonnerstagspredigt das Thema Gehorsam an und kommt auf die österreichische Pfarrer-Initiative zu sprechen, die sich pro Frauenordination ausspricht, obwohl diese doch von Papst Johannes Paul II. unwiderruflich ausgeschlossen worden sei. Den Autoren des Aufrufs stellt er jene lebendigen Bewegungen gegenüber, die der Kirche in radikalem Gehorsam ergeben sind. Den Priestern anempfiehlt er, sich an den großen Gestalten der Kirche zu orientieren, deren Aufreihung er mit Papst Johannes Paul II. beschließt.


Papst Benedikt hat sich am Gründonnerstag während der Chrisammesse zur Ordination von Frauen in der katholischen Kirche geäußert. Die Thematik ist liturgisch bewusst platziert, denn in der Chrisammesse erneuern traditionell die anwesenden Priester ihr Weiheversprechen. Dieses beinhaltete bei der Priesterweihe auch, dass der Kandidat seinem Bischof und dessen Nachfolgern Ehrfurcht und Gehorsam versprach.

Benedikt: „Vor kurzem hat eine Gruppe von Priestern in einem europäischen Land einen Aufruf zum Ungehorsam veröffentlicht.“ (Predigt im Petersdom, 05.04.2012)
http://www.vatican.va/holy_father/benedict_xvi/homilies/2012/documents/hf_ben-xvi_hom_20120405_messa-crismale_ge.html
Wiederum bewusst benennt der Papst die österreichische Pfarrer-Initiave - gegenwärtig 317 Priester und 65 Diakone - nicht. Denn in der klerikalen Hierarchie kann es keine gemeinsame Diskurssebene unter Anerkennung eines Diskurspartners geben.

Aus dem „Aufruf zum Ungehorsam“ vom 19.Juni 2011 greift der Papst die Frauenordination als Beispiel heraus, die unter Punkt 7 mit angesprochen ist:
„WIR WERDEN deshalb jede Gelegenheit nützen, uns öffentlich für die Zulassung von Frauen und Verheirateten zum Priesteramt auszusprechen. Wir sehen in ihnen willkommene Kolleginnen und Kollegen im Amt der Seelsorge.“
http://www.pfarrer-initiative.at/

Benedikts Ablehnung dieses Vorstoßes ist unmissverständlich. Er verweist darauf, dass die Frage der Frauenordination lehramtlich bereits unwiderruflich von Papst Johannes Paul II. entschieden ist.
„Damit also jeder Zweifel ... beseitigt wird, erkläre ich kraft meines Amtes ..., dass die Kirche keinerlei Vollmacht hat, Frauen die Priesterweihe zu spenden, und dass sich alle Gläubigen der Kirche endgültig an diese Entscheidung zu halten haben.“ (Ordinatio Sacerdotalis 1994)

Benedikt argumentiert aber auch. Er gesteht der Pfarrer-Initiative zu, dass diese „die Sorge um die Kirche umtreibt“, sie Wege heraus aus der Trägheit und Starre der Institution Kirche sucht. Sie würde allerdings nicht wahrnehmen, mit welcher Dynamik sich gegenwärtig die „wahre Erneuerung“ der Kirche durch lebendige Bewegungen vollziehen würde, und dass die Menschen, „von denen diese frischen Ströme des Lebens ausgingen und ausgehen“ erfüllt wären von Glaube, Liebe, Hoffnung und „radikalem Gehorsam“, so seine Formulierung.

Es gibt diese papstidentifizierten Gruppierungen; nur ist es fraglich, inwieweit diese für die katholische Kirche insgesamt repräsentativ sind. Im weiteren Verlauf seiner Gedankenführung postuliert Benedikt, dass uns „manchmal die Gestalt Jesu Christi „zu hoch und zu groß (erscheint), als dass wir wagen könnten, daran Maß zu nehmen.“ Eben nicht. Jesus war und ist greifbar - sozusagen einer von uns -, weder elitär noch intellektuell, in seinem Sprechen und Handeln für jedermann verständlich. Er lebte vor, was es bedeutet, aufrichtig und für den Nächsten da zu sein. Es ist kein Zufall, dass er keine Lehre und kein Regelwerk für seine Kirche hinterlassen hat.

Die von Benedikt vorgenommene Entrückung Jesu’ hat allerdings Methode. Denn wenn dem so wäre, bedürfte es notwendig eines Mittlers zwischen dem Menschen und Gott. Und wer könnte das anderes sein, als die Großen der Kirchengeschichte, insbesondere Kirchenlehrer und höherer Klerus. Benedikt spricht von einer „große(n) Schar heiliger Priester ..., die uns als Wegweiser vorangehen.“ An erster Stelle nennt er Paulus, der „für seine Gläubigen eine Übersetzung von Christi Lebensstil“ (Hervorhebung durch Verfasser) gewesen ist. Als weitere Vorbilder führt er an Polykarp von Smyrna, Ambrosius, Augustinus, Gregor den Großen, Ignatius von Loyola, Johannes Maria Vianney und die zeitnahen Priestermärtyrer des 20.Jahrhunderts, um dann zielgenau bei Johannes Paul II. zu landen. Dieser und die anderen „Heiligen zeigen uns, wie Erneuerung geht und wie wir ihr dienen können.“

Hier schließt sich der Kreis. Jetzt ist es nicht mehr das Unfehlbarkeitsdogma von 1870, dessen sich Päpste bedienen, um autokratisch - und angeblich für alle Zeiten gültig - zu bestimmen, was Wahrheit ist, sondern Benedikt bringt uns den heiligmäßigen „Papst Johannes Paul II. (nahe), der im Tun und Leiden die Gleichgestaltung mit Christus uns als ‚Gabe und Geheimnis’ vorgelebt hat“ und dessen Botschaft wir - so verstehe ich ihn - wegen seiner Christus-Kongruenz unhinterfragt zu übernehmen haben: „Die Kirche (hat) keinerlei Vollmacht ..., Frauen die Priesterweihe zu spenden.“


Stefan Schopf für die Ausgabe 25 der Jugendstil, 20.04.2012

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